Im Maroniwald

„Autsch!“ Schon wieder gestochen. Doch wir machen tapfer weiter. Ein paar Stacheln können uns doch nicht aufhalten. „Da ist eine und da auch“, freue ich mich. „Hast du schon mal nach oben geschaut?“, meint Sven. Mein Blick wandert den Hügel hinauf und ich erblicke ein Meer aus kleinen, runden Kugeln, die mit gelben Stacheln übersät sind. Meine Augen leuchten, die Mundwinkel schnellen in die Höhe. Maroni, nichts als Maroni. Gebückt sammeln wir die Früchte des Waldes ein. Wir kommen uns vor wie kleine Kinder, die euphorisch nach den schönsten und größten Kastanien suchen. Jede Schale ist wie ein Überraschungsei. Befindet sich eine Maroni darin? Und ist sie noch schön frisch und madenfrei? Wir können gar nicht damit aufhören und tragen schließlich stolze 1,4 kg Maroni zurück zum Bus.

Doch erst mal von vorne: Wir befinden uns im Parco Naturale delle Capanne di Marcarolo im Piemont. Genua ist nicht weit entfernt und dennoch erleben wir hier bei unserer Wanderung Natur pur. Sind wir zu Beginn noch durch dichten Wald gestapft, wandelt sich die Vegetation nun von Sträuchern zu kleinem Buschwerk. Die Landschaft wird immer karger, umso näher wir dem Gipfelkreuz kommen. Auf dem schmalen Pfad, der sich durch Wiesen, Sträucher und einem kleinen Flusslauf schlängelt, fühlen wir uns zwischenzeitlich wie Frodo in Herr der Ringe.

„Pffffffffff!“, saust eine Windböe nach der anderen über uns hinweg. Das Gipfellied des Windes kündigt den höchsten Punkt unserer heutigen Tour an. Die Kapuzen unserer Windjacken über den Kopf gezogen, marschieren wir zur Spitze des Berges. Der Ausblick, der uns dort erwartet, ist einfach atemberaubend. In der Ferne erblicken wir die majestätischen, schneebedeckten Berge der Alpen. Davor erheben sich sattgrüne Hügel und das Meer glitzert im Sonnenlicht, als wäre es von leuchtenden Kristallen bedeckt.

Zurück bei Giorgio machen wir uns ans Eingemachte oder besser gesagt, die Maronen. Beim ersten Röstversuch im Omnia, unserem Backofen, bleiben nichts als harte Kugeln übrig. Ok, das war dann mit unserem Wokbrenner doch etwas zu lang. Die zweite Ration erhält einen Schuss Wasser und wird auf niedrigerer Stufe gegart. Das Ergebnis? Leckere Maroni, wenn man die zähe Schale nach fusseliger Arbeit und ewigem Pulen mal ab hat. Definitiv nicht zu empfehlen, wenn man bereits hungrig ist. Sven packt der Ehrgeiz. Der Omnia wird durch die gusseiserne Pfanne ersetzt. Es knistert und ploppt wie beim Popcorn machen. Dazu strömt uns ein süßlicher Duft aus Wald- und Röstaromen in die Nase. Oh ja, dieses Mal sind sie genau richtig. Genussvoll machen wir uns über unsere Ausbeute her.

Rezept: Geröstete Maroni

Du hast auch Lust auf Maroni bekommen, aber der Weihnachtsmarkt ist noch zu weit weg? Hier kommt Svens ultimative Maronirösttechnik:

Zutaten:
Als Beilage ca. eine Hand voll frische Maroni pro Person (je nach Hunger auch mehr)

Zubereitung:
Die Maroni an der gerundeten Seite kreuzförmig einritzen, damit sie nicht explodieren. Je nach Pfannengröße alle oder nur einen Teil der Maroni in die Pfanne (ohne Fett) geben. Am besten die Maroni nicht übereinander legen. Dann Feuer frei und die Kügelchen so lange rösten bis laut Sven „das Gefühl sagt, dass sie fertig sind“ oder bis die Schale schön aufgeplatzt ist und es nicht mehr knistert. Keine Sorge, wenn sie dabei schon schwarz ist. Unserer Erfahrung nach geht sie dann viel leichter ab. Sollten die Maroni schon etwas trockener und nicht so frisch aus dem Wald sein, kann man während des Röstvorgangs auch einen Spritzer Wasser in die Pfanne geben. Jetzt einfach die Schale mit der Hand ablösen und die Maroni gleich genießen.

Bisher haben wir schon ein Rosenkohl- und Karottengemüse als Beilage dazu ausprobiert und können dies nur empfehlen.

Du möchtest das Rezept gerne haben? Dann klicke hier:


2 Antworten zu „Im Maroniwald“

  1. Avatar von Marion Förster
    Marion Förster

    Hallo meine zwei Weltreisende,
    es ist immer ein Genuss eure Webseite aufzurufen. Die unheimliche Arbeit hat sich gelohnt. Mit viel Liebe gestaltet, mit tollen lesenswerte Geschichen und schönen Fotos untermalt.
    Prima, weiter so.
    Ich wünsche euch weiterhin gute Ideen und eine wunderschöne Zeit.

    1. Avatar von Sven
      Sven

      Vielen lieben Dank Mama für die lieben Worte. Ist immer schwer abzuschätzen ob es gut ankommt ohne Rückkopplung. Daher um so schöner so etwas schönes zu hören.

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